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Aufschwung im Osten

Aufschwung im Osten

Im Hinblick auf Wohlstand und Wirtschaftskraft werden die ostdeutschen Bundesländer ihren Rückstand gegenüber dem Westen Deutschlands wohl schneller aufholen als bislang angenommen. Zu diesem Ergebnis gelangt eine aktuelle Studie, die das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) exklusiv für die „Welt am Sonntag“ erstellt hat. Ausgangspunkt der Analysen war dabei die Frage, wie nachhaltig die von den jüngsten Ansiedlungen mehrerer großer Unternehmen ausgehenden Effekte und die damit verbundene Aufbruchstimmung seien. Gemeint sind dabei insbesondere die neue Tesla-Fabrik in Grünheide bei Berlin, wo bereits 4.000 neue Arbeitsplätze entstanden sind und in den kommenden Jahren noch bis zu 8.000 weitere Stellen folgen sollen, die neu entstehende Gigafactory des Chipherstellers Intel in Magdeburg mit künftig rund 10.000 neuen Arbeitsplätzen sowie ähnliche, etwas kleinere Projekte an anderen Standorten.

Die Untersuchungen des IWH zeigten überraschend eindeutig, dass die Wirtschaftsleistung je Einwohner in den östlichen Bundesländern bis zum Jahr 2035 steigen dürfte. Mit einem zu erwartenden Anstieg des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) je Einwohner um 11,5 Prozent auf 33.563 Euro jährlich liegt Sachsen dabei klar an der Spitze. Doch auch in Sachsen-Anhalt und Thüringen sind dem IWH zufolge zweistellige Zuwachsraten wahrscheinlich, während die Wirtschaftsleistung je Einwohner in Hamburg, Baden-Württemberg, Bayern und Hessen voraussichtlich abnehmen wird, ebenso wie auch in Rheinland-Pfalz, Niedersachsen und Bremen. Zuwächse soll es dagegen neben den ostdeutschen Ländern auch in Schleswig-Holstein, im Saarland sowie in Nordrhein-Westfalen geben.

Bei seinen Prognosen bezog das IWH nicht nur Daten zu Wachstumsraten und zur Entwicklung der Arbeitsproduktivität ein, sondern insbesondere auch die erwartete Bevölkerungsentwicklung in den einzelnen Bundesländern. Dabei zeigte sich laut IWH, dass nach einem „demografischen Zwischenhoch“ in den zurückliegenden Jahren nun bis 2035 in vielen Ländern mit einer ernsten Situation zu rechnen sei. Da die Erwerbstätigen im Osten schon heute einen geringeren Anteil an der Gesamtbevölkerung ausmachen als im Westen, sei dieser Teil der Republik von den zunehmenden Effekten der Alterung auf die Wirtschaftskraft jedoch weniger stark betroffen als mehrere westliche Bundesländer. Gleichzeitig werde es dort zu Nachholeffekten bei der heute noch unter dem Bundesdurchschnitt liegenden Produktivität kommen. Eine vollständige Umkehr der wirtschaftlichen Verhältnisse in Deutschland sei indes nicht zu erwarten; auch 2035 werde die Wirtschaftskraft in den südwestlichen Landesteilen noch stärker sein als etwas in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Thüringen oder Sachsen-Anhalt.

Einen entscheidenden Effekt werde die Zuwanderung haben. So werde in Berlin entgegen dem Bundestrend auch in den kommenden Jahren mit einer zunehmenden Zahl von Erwerbstätigen gerechnet. Dies führe dazu, dass die Wirtschaftskraft Berlins in 13 Jahren über der von Baden-Württemberg und Hessen liegen werde, die aktuell deutschlandweit die Plätze vier und fünf belegen.

„Für die Entwicklung der Immobilienmärkte in den aufstrebenden Regionen Ostdeutschlands ist dies grundsätzlich eine gute Nachricht, zumal hier langfristige Trends weit über den aktuellen Konjunkturzyklus hinaus aufgezeigt werden“, sagt Jacopo Mingazzini, Vorstand von The Grounds. „Das gilt für Magdeburg mit seiner außerordentlich erfolgreichen Wirtschaftsförderung ebenso wie für Berlin und dessen Umland. Mit Blick auf Berlin bleibt jedoch zu wünschen, dass die Politik auch hier das Momentum der zu erwartenden Entwicklungen im positiven Sinne zu nutzen weiß, wofür vielen Investoren allerdings noch überzeugende Signale fehlen.“