
Mit dem Sondervermögen Infrastruktur und Klimaneutralität (SVIK) sollen nach dem Willen der Bundesregierung in den kommenden zwölf Jahren jährlich 30 Milliarden Euro für Bauaufträge bereitgestellt werden. Allerdings fehlen allein für die Planung dieser Projekte heute schon rund 10.000 Experten. Die daraus resultierenden Kapazitätsengpässe bergen ein erhebliches Risiko im Hinblick auf Verzögerungen und Preissteigerungen bei der Umsetzung von dringend notwendigen Infrastruktur-Bauprojekten. Das geht aus einer am 24. September 2025 veröffentlichten Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln hervor.
Das IW verweist darauf, dass vor der Umsetzung von Infrastruktur-Bauprojekten – wie beispielsweise der Reparatur maroder Brücken – Ausschreibungen und Vergabeverfahren durchzuführen sind. Nach Berechnungen des Instituts müssten die derzeit verfügbaren Vergabekapazitäten in Deutschland jedoch um zwei Drittel aufgestockt werden, damit die vorgesehenen Milliardenbeträge auch tatsächlich in die Realisierung von Bauprojekten fließen können. Stattdessen herrsche aber schon jetzt vielerorts Personalmangel. So seien allein bei Bauingenieuren, Prüfstatikern und Bauleitern 81 Prozent der offenen Stellen nicht besetzbar, weil es deutschlandweit keine Arbeitslosen mit passender Qualifikation gebe. Insgesamt fehlten 10.000 Bauplaner – und dies bei einer rückläufigen Zahl der Studienanfänger in den einschlägigen Fachrichtungen. Darüber hinaus sei die Lage auch im Tiefbau angespannt, wo die Kapazitäten eigentlich um rund 18 Prozent steigen müssten, aber heute bereits mehr als 4.000 Fachkräfte vom Facharbeiter bis zum Tiefbau-Ingenieur fehlen.
Gegen den Fachkräftemangel in Bauberufen habe zuletzt die Zuwanderung aus Ländern der EU-Osterweiterung geholfen, doch versiege diese Quelle zunehmend. Daher plädiert das IW für eine gezielte Anwerbung von Fach- und Vorarbeitern aus EU-Drittstaaten. Neben der Fachkräftelücke weisen die Kölner Wissenschaftler auch auf das drohende Inflationsrisiko hin. Wachse die Nachfrage nach Bauleistungen schneller als die vorhandenen Kapazitäten, treibe dies die Preise nach oben. Für das als Sondervermögen eingeplante Geld könne dann weniger gebaut werden als ursprünglich angestrebt. IW-Experte Alexander Burstedde sagte dazu: „Der Bund muss sich um mehr Fachkräfte kümmern und Bauen einfacher machen. Sonst werden durch Preissteigerungen Milliarden verpuffen.“
„Das IW Köln rückt mit seiner Studie ein oft unterschätztes Problem in den Fokus, mit dem Projektentwickler in Deutschland heute schon oft konfrontiert sind und das sich im Zuge der geplanten – und auch dringend notwendigen – Infrastrukturmaßnahmen noch drastisch verschärfen wird. Umso wichtiger ist es, dass die Politik dem dringenden Rat des IW folgt, Vergabe und Regulierung radikal zu vereinfachen, da
eine Schließung der Fachkräftelücke mittelfristig nicht realistisch erscheint“, sagt Jacopo Mingazzini, Vorstand von The Grounds.