Wer im Alter ausschließlich Leistungen der gesetzlichen Rentenversicherung bezieht, muss dabei häufig eine Lücke zwischen dem zuvor während der Berufstätigkeit erzielten Einkommen und der Rente hinnehmen. Unter Einbeziehung von zusätzlichen Alterseinkünften sowie von Vermögen können Eigentümerhaushalte diese Lücke wesentlich häufiger schließen als Mieterhaushalte. Das ist eine der Kernaussagen der Studie „Selbstgenutztes Wohneigentum als Säule der Altersvorsorge in Deutschland – Bestimmung der Altersvorsorgelücke für Mieter und Eigentümer“, die das Institut der deutschen Wirtschaft in Köln (IW Köln) im Auftrag des Verbandes der privaten Bausparkassen e. V. erarbeitet und am 17. Dezember 2025 veröffentlicht hat.
Als Basis für die Studie dienten die Ergebnisse der Haushaltsbefragung „Private Haushalte und ihre Finanzen“ von 2023. Methodisch beruht die Studie auf einer Erfassung der Vermögens- und Schuldenpositionen der Haushalte sowie der Ermittlung der Altersvorsorgelücke als Differenz zwischen dem angestrebten Konsumniveau in Prozent des aktuellen Nettoeinkommens und den zu erwartenden Netto-Alterseinkünften. Dabei wurden neben den Leistungen der gesetzlichen Rentenversicherung (GRV) betriebliche und private Renten sowie liquidierbare Vermögenswerte einschließlich des selbstgenutzten Wohneigentums in die Betrachtung einbezogen. Bei einem Zielniveau von 80 Prozent und inklusive sämtlicher Vermögenswerte zeigte sich, dass nur 32 Prozent der Eigentümer mit einer Versorgungslücke rechnen müssen, während es bei den Mietern 68 Prozent sind. Im Durchschnitt konnten Eigentümer das Zielniveau deutlich übertreffen, auch bei konservativer Bewertung ihre Immobilienvermögens.
Darüber hinaus zeigte die Analyse, dass in den Portfolios der Eigentümer die selbstgenutzte Immobilie dominiert, während Mieter höhere Anteile an Finanzanlagen halten, allerdings auf einem deutlich niedrigeren Niveau. Im Durchschnitt hatten rund 28 Prozent aller Haushalte wenigstens einen Bausparvertrag, jedoch wurde das Bausparen von Eigentümern signifikant häufiger (40 Prozent) genutzt als von Mietern. Darüber hinaus waren die Bausparguthaben der Eigentümer im Schnitt höher als bei den Mietern.
Mit Blick auf politische Handlungsempfehlungen konstatiert die Studie, dass Wohneigentum als tragende Säule der Alterssicherung wirke. Eine klug ausgestaltete Politik, die am Eigenkapitalengpass ansetzt und Neubau wie Bestandsmobilität berücksichtigt, könne die Vorsorgefähigkeit der breiten Mittelschichten stärken, ohne die Märkte zu überhitzen, so die Einschätzung der Autoren. Um den Zugang zu selbstgenutztem Eigentum zu verbessern und dadurch die Altersvorsorgelücke für einen größeren Teil der Haushalte zu reduzieren, formulieren sie mehrere politische
Handlungsempfehlungen, darunter eine Reform der Grunderwerbsteuer, den Abbau weiterer Transaktionskosten sowie die Stärkung des Vorsparens, etwa durch Bausparen oder eine modernisierte Wohnungsbauprämie.
„Selbst wenn nur ein Teil dieser Vorschläge von der Politik aufgegriffen und umgesetzt werden würde, wäre dies schon ein wichtiger Fortschritt“, sagt Jacopo Mingazzini, Vorstand von The Grounds. „Die Grunderwerbsteuer ist inzwischen für immer mehr private Immobilienkäufer zu einem echten Hindernis beim Immobilienerwerb geworden, und Ideen für eine Reform, beispielsweise durch Freibeträge für Ersterwerber oder eine Differenzierung zwischen Selbstnutzern und Kapitalanlagern, werden seit Jahren diskutiert. Es wäre an der Zeit, sie endlich umzusetzen.“