Bundesbauministerin Klara Geywitz hält weiterhin an dem Ziel fest, dass in Deutschland pro Jahr 400.000 neue Wohnungen entstehen sollen. Auf der diesjährigen Immobilienmesse Expo Real in München sagte die Ministerin, 400.000 Wohnungen seien kein Hexenwerk, Generationen vor uns hätten auch schon einmal 700.000 Wohnungen neue Wohnungen geschafft. Zur Erreichung dieses Zieles setzt sie vor allem auf eine höhere Produktivität im Wohnungsbau und auf konsequente Digitalisierung von der Bauplanung über den Bauantrag bis hin zur Bauausführung.
Branchenvertreter reagierten teilweise skeptisch und verwiesen darauf, dass in diesem Jahr wohl deutlich weniger Wohnungen gebaut werden dürften als geplant. Zudem wurde die Kürzung der Wohnungsbauförderung Anfang 2022 kritisiert, die zu einem erheblichen Vertrauensverlust geführt habe. Mit Blick auf den Hinweis, dass sich schon die große Koalition das Ziel von 400.000 Wohnungen jährlich gesetzt, dieses aber nie erreicht habe, verwies die Ministerin auf Kapazitätsengpässe bei Material, Fachleuten sowie Boden und räumte ein, dass es noch eine Weile dauern werde, bis in Deutschland eine Kapazitätsausweitung erreicht sei.
„In Gesprächen mit anderen Marktteilnehmern hören wir aktuell, dass dieses Jahr wohl nur etwa die Hälfte der angestrebten 400.000 Wohnungen fertig werden wird. Es ist zwar grundsätzlich zu begrüßen, dass die Bundesregierung dieses wichtige Ziel nicht leichtfertig aufgibt, aber um es tatsächlich zu erreichen, wird Digitalisierung nicht genügen“, sagt Jacopo Mingazzini, Vorstand von The Grounds. „Zur Beschleunigung von Abläufen, zur Effizienzsteigerung und in gewisser Weise auch zum Ausgleich fehlender personeller Kapazitäten in der Verwaltung ist das zweifellos ein wichtiger Schritt. Woran es in der Praxis aber häufig scheitert, sind mangelnde Ausweisung von Bauland, jahrelange B-Plan-Verfahren, die jeden für Investoren realistischen Planungshorizont weit überschreiten, sowie langwierige Genehmigungsverfahren. In bestimmten Märkten, wie beispielsweise in Berlin, kommt hinzu, dass einem konstruktiven Miteinander aller öffentlichen und privatwirtschaftlichen Akteure oft ideologische Barrieren entgegenstehen, die selbst engagierte und bauwillige Politikerinnen und Politiker in der Landesregierung immer wieder ausbremsen. Hier braucht es dringend Veränderungen, die mindestens ebenso wichtig sind wie die Digitalisierung.“