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Aengevelt Research rechnet für 2024 nur noch mit 180.000 neuen Wohnungen

Aengevelt Research rechnet für 2024 nur noch mit 180.000 neuen Wohnungen

Nachdem Vertreter der Bauwirtschaft im Mai 2023 noch mit einem Fertigstellungsvolumen von 250.000 neuen Wohnungen für das laufende Jahr gerechnet hatten, sind inzwischen nach Einschätzung von Aengevelt Research nur noch rund 240.000 Wohnungsfertigstellungen wahrscheinlich, nachdem im Jahr 2022 noch 295.275 neue Wohnungen fertiggestellt worden waren. Ab 2024 gehen die Researcher des Makler- und Beratungsunternehmens sogar nur noch von etwa 180.000 neuen Wohneinheiten pro Jahr aus und verweisen darauf, dass es eine ähnlich geringe Bautätigkeit zuletzt im Jahr 2010 mit 159.832 fertiggestellten Wohnungen gegeben habe. Aufgrund der weiterhin zunehmenden Wohnungsnachfrage in den Großstädten werde sich der Wohnungsmangel dort weiter verschärfen.

Die Prognose basiert auf der Zahl der Baugenehmigungen, die einen Frühwarnindikator für den Wohnungsneubau darstellt und im ersten Halbjahr 2023 um 28 Prozent niedriger ausfiel als in den ersten sechs Monaten des Vorjahres. Zwar könne der aktuell einbrechende Neubau von Mietwohnungen durch die geplante Einführung einer degressiven AfA grundsätzlich wiederbelebt werden, doch werde sich dies frühestens ab 2025 auf die Neubauzahlen auswirken, so die Einschätzung der Researcher.

Insgesamt wurden dem Statistischen Bundesamt zufolge im ersten Halbjahr 2023 nur Baugenehmigungen für 131.089 Wohneinheiten erteilt, nachdem im ersten Halbjahr 2022 noch 181.552 Wohnungen genehmigt worden waren. Besonders starke Rückgänge gab es bei den Ein- und Zweifamilienhäusern mit -35,4 Prozent bzw. -53,4 Prozent. Die Zahl der den Genehmigungen für neue Wohnungen in Mehrfamilienhäusern, die den größten Teil des Wohnungsbaus ausmachen, ging um 27,0 Prozent zurück. Während der Rückgang der Baugenehmigungen bei institutionellen Investoren mit rund 20 Prozent noch vergleichsweise moderat gewesen sei, fiel er laut Aengevelt Research bei privaten Bauherren mit 38 Prozent fast doppelt so hoch aus. Zu erklären sei dies dadurch, dass private Bauherren – vor allem Selbstnutzer – durch den Anstieg der Baugeldzinsen von etwa einem Prozent zu Jahresbeginn 2021 auf mittlerweile rund vier Prozent besonders betroffen seien. Die bisherigen Fördermaßnahmen des Bundes zeigen nach Einschätzung von Aengevelt Research bislang keine messbare Wirkung. So habe sich Start des Programms „Wohnbauförderung für klimafreundlichen Neubau“ der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) im März bislang nicht höheren Baugenehmigungszahlen niedergeschlagen, vielmehr sei deren Rückgang im März 2023 mit 30,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat sogar besonders stark ausgefallen.

„Die Analysen von Aengevelt Research fassen verschiedene Daten und Entwicklungen zu einem Gesamtbild zusammen, das für die Politik mehr als alarmierend wirken muss. Kleinere oder halbherzige Reformansätze und Fördermaßnahmen werden an der aktuellen Gesamtsituation wenig ändern können“, sagt Jacopo Mingazzini, Vorstand von The Grounds. „Wenn der Wohnungsbau wieder in Schwung kommen soll, um einen weiteren Rückgang der Fertigstellungszahlen zu vermeiden, braucht es eine umfassende und unkomplizierte Förderung und gleichzeitig eine Entschlackung der zahlreichen Vorschriften, die das Bauen aktuell erschweren und verteuern.“