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Erste Leitzinssenkung im Euro-Raum seit acht Jahren

Erste Leitzinssenkung im Euro-Raum seit acht Jahren

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat am 6. Juni 2024 beschlossen, den Hauptrefinanzierungssatz von derzeit 4,50 Prozent auf 4,25 Prozent zu senken. Die Reduzierung um 25 Basispunkte ist die erste Leitzinssenkung seit rund acht Jahren. Nach der letzten Zinssenkung im Jahr 2016 folgte zunächst eine mehrjährige Nullzinsphase, an die sich ab Sommer 2022 eine bis zum September 2023 anhaltende Serie von Leitzinserhöhungen anschloss. EZB-Präsidentin Christine Lagarde begründete die Entscheidung vor allem mit dem Rückgang der Inflation sowie dem Ausblick auf die Preisstabilität. Nach dem Höchststand von 10,6 Prozent im Oktober 2022 hatte sich die Inflationsrate im Euroraum in den zurückliegenden Monaten wieder deutlich normalisiert. Im März und im April lag der harmonisierte Verbraucherpreisindex in der Eurozone jeweils bei 2,4 Prozent und somit nur noch 0,4 Prozentpunkte oberhalb des Inflationsziels der EZB von zwei Prozent.

Zahlreiche Ökonomen und Marktakteure hatten bereits im Vorfeld mit einer Zinssenkung in dieser Größenordnung gerechnet. Gleichwohl wurde die Nachricht in der Immobilienwirtschaft positiv aufgenommen. Dr. Andreas Mattner, Präsident des Zentralen Immobilien Ausschusses e. V., sagte, die rasant gestiegenen Zinsen hätten als „Plagegeister der Immobilienbranche“ gewirkt, viele Projekte verhindert und die Konjunktur ausgebremst. Daher begrüße man „die lang ersehnte Herabsetzung des Leitzinses als Anfang für eine Wende in der Krise“. Der ZIA setze auf weitere Schritte in Richtung Kostensenkung und sehe auch bei der Grunderwerbsteuer einen solchen Brems-Effekt. Falls sich die Länder nun trauten, die Sätze zu reduzieren, wäre dies ein weiterer Motivationsschub für Investoren. Gerade für den Wohnungsbau seien weitere Kostensenkungen essenziell.

„Die Zinssenkung der EZB ist zweifellos ein wichtiges und positives Signal, das zu einer Belebung an den Transaktionsmärkten beitragen kann, vor allem, falls in den kommenden Monaten weitere Zinssenkungen folgen sollten“, sagt Jacopo Mingazzini, Vorstand von The Grounds. „Dabei sollte aber nicht übersehen werden, dass das Zinsniveau neben der Inflationsentwicklung und einer Reihe von politischen Entscheidungen nur einer von mehreren Einflussfaktoren war, die seit 2022 bei vielen Immobilienmarktakteuren für erhebliche Verunsicherung gesorgt haben. Die Politik sollte daher die Chance nutzen und dafür sorgen, dass neben Zinsen und Inflation auch aus ihrem Bereich positive und stimulierende Signale kommen, beispielsweise durch steuerliche Erleichterungen oder Abbau von Bürokratie.“