Aufgrund des immer knapperen Angebots an Mietwohnungen in deutschen Großstädten vergrößert sich der Unterschied zwischen den inserierten Neuvertragsmieten und den Bestandsmieten immer weiter. In Metropolen könne sich dieser Unterschied auf bis zu acht Euro pro Quadratmeter belaufen, berichtet die Immobilien Zeitung (IZ) am 19. August 2024 unter Berufung auf eine Analyse von JLL.
Dafür seien Daten aus insgesamt 22 Städten mit jeweils mehr als 300.000 Einwohnern ausgewertet worden. Während das immer weiter schrumpfende Angebot bei inserierten Mietwohnungen in Verbindung mit der gleichzeitig hohen Nachfrage die Mietpreise bei neuen Verträgen weiter in die Höhe treibe, vergrößere sich der Abstand zu den stärker regulierten Mieten im Bestand immer weiter. Am höchsten falle der Unterschied laut JLL in München und Berlin mit 8,03 Euro beziehungsweise 7,47 Euro pro Quadratmeter aus. Danach folgten Frankfurt, Hamburg, Köln sowie Stuttgart, wo die Differenz jeweils im Bereich zwischen 4,80 Euro und 4,40 Euro pro Quadratmeter liege. Am geringsten sei der Unterschied zwischen Angebots- und Bestandsmieten in Essen (1,70 Euro/qm), Duisburg (1,56 Euro/qm) und Dresden (1,45 Euro/qm).
Im Rahmen der Analyse verglich JLL jeweils aktuell inserierte Mieten mit der Höhe der vom Mikrozensus 2022 ausgewiesenen Bestandsmieten. Nach Einschätzung von Sören Gröbel, Director of Living Research JLL Germany, könnten die tatsächlichen Mietpreisunterschiede aufgrund der zeitlichen Differenz inzwischen sogar noch größer sein. Zusätzlich verknappt werde das Angebot dadurch, dass Bestandsmieter angesichts der hohen Angebotsmieten jeglichen Umzug vermieden. Im ersten Halbjahr 2024 seien in Berlin zum Beispiel nur 2,3 Prozent des gesamten Mietwohnungsbestands auf den großen Onlineplattformen inseriert worden, während es im selben Zeitraum in München 3,7 Prozent waren. Demgegenüber sei die Quote in Märkten mit geringerer Differenz zwischen Angebots- und Bestandsmieten deutlich höher gewesen und habe beispielsweise in Essen bei 6,3 Prozent und in Dresden bei 7,1 Prozent gelegen. Als Lösungsansätze schlägt JLL laut IZ drei Punkte vor: Zum einen solle das Angebot durch einen erleichterten Neubau erweitert werden. Zum anderen sollten Anreize die Fluktuation stimulieren. Darüber hinaus wird eine Angleichung der Marktregulierung bei Bestand und Neuvermietung vorgeschlagen.
„Neubau in signifikanten Größenordnungen ist und bleibt die entscheidende Stellschraube, wenn man angespannte Wohnungsmärkte entlasten möchte. Dafür muss jedoch von den Kommunen auch ausreichend Bauland ausgewiesen werden und das Bauen darf nicht durch bürokratische Vorschriften erschwert und verteuert werden“, sagt Jacopo Mingazzini, Vorstand von The Grounds. „Um den Wohnungsbau zeitnah wieder zu intensivieren, braucht es zudem staatliche Fördermaßnahmen mit langfristig verlässlichen Rahmenbedingungen.“