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Berlin baut nur halb so viele neue Wohnungen je 1000 Haushalte wie Potsdam

Obwohl der Berliner Wohnungsmarkt äußerst angespannt und von massiven Nachfrageüberhängen geprägt ist, sind in der Bundeshauptstadt in den vergangenen fünf Jahren jährlich nur etwa 7,7 Wohnungen je 1.000 Haushalte neu entstanden. Zum Vergleich: Mit 16 Einheiten pro Jahr lag die Zahl der durchschnittlichen Wohnungsfertigstelllungen je 1.000 Haushalte im selben Zeitraum in Potsdam mehr als doppelt so hoch. Und in Frankfurt und München wurde mit 10,6 beziehungsweise 9,6 Wohnungen je 1.000 Haushalte ebenfalls deutlich mehr neuer Wohnraum geschaffen als in Berlin. Das geht aus dem aktuellen Marktreport Residential Investment 2021/2022 hervor, den das Beratungsunternehmen Colliers veröffentlicht hat.

Darin wurde unter anderem auch die Bautätigkeit der letzten fünf Jahre in 42 deutschen Städten analysiert. Mit Blick auf Berlin zeigte sich dabei neben der vergleichsweise geringen Neubautätigkeit je 1.000 Haushalte noch ein weiteres Problem: die geringste Realisierungsquote genehmigter Wohnungsneubauten unter den großen Metropolen Deutschlands. Die Experten von Colliers analysierten unter anderem auch die Umsetzung der vor zwei Jahren erteilten Baugenehmigungen, die einen Indikator für den Bauüberhang beziehungsweise die Realisierungsquote im Wohnungsbau an den betreffenden Standorten darstellen. Dabei zeigte sich, dass in Stuttgart zwar verhältnismäßig wenige Genehmigungen für Wohnungsneubauten erteilt wurden, aber gleichzeitig auch der mit Abstand größte Anteil genehmigter Wohnungen tatsächlich realisiert wurde. Auch in Hamburg wurden relativ viele genehmigte Wohnungsneubauten umgesetzt. Im Unterschied dazu verzeichnete Berlin die geringste Realisierungsquote. Nachdem die Fertigstellungen bis einschließlich 2019 noch gestiegen waren, kam es 2020 zu einem deutlichen Rückgang. Und die Anzahl der erteilten Baugenehmigungen ist bereits seit Jahren rückläufig.

„Die jüngsten Zahlen von Colliers sind ein ernst zu nehmendes Alarmsignal und fügen sich nahtlos ein in das Bild, das sich auch aus einer Reihe von anderen Indikatoren und Marktberichten ergibt. Die rot-rot-grüne Landesregierung in Berlin hat in der zurückliegenden Legislaturperiode nicht den dringend benötigten Wohnungsneubau unterstützt, sondern auf massive regulatorische Eingriffe in den Wohnungsmarkt – wie den gescheiterten Mietendeckel – gesetzt, durch die jedoch keine einzige neue Wohnung entsteht. Zudem dauern Planungs- und Genehmigungsverfahren in Berlin deutlich länger als beispielsweise im benachbarten Brandenburg“, sagt Jacopo Mingazzini, Vorstand von The Grounds. „Das Ergebnis dieser Politik zulasten der Mieter und Wohnungssuchenden wird nun immer dramatischer sichtbar. Hier ist dringend ein Kurswechsel erforderlich.“